Favoriten setzen sich in Augsburg durch

09.05.2022 01:13
von Marianne Stenglein
Favoriten setzen sich souverän durch
Turbo Sidi voll in seinem Element

Favoriten setzen sich souverän durch – Spannung beim Kampf um dritte Team-Plätze

Der dritte und letzte Tag der Qualifikationswettkämpfe war durch den Kampf um den dritten Platz in jeder Bootskategorie geprägt.

So richtig spannend war der dritte und damit letzte Tag der nationalen WM-Qualifikation am Sonntag in Augsburg nicht. Die Favoriten haben sich in allen vier Disziplinen am Samstag nach drei Rennen vorzeitig in die Nationalmannschaft gepaddelt. Darunter die Olympia-Medaillengewinner von Tokio Ricarda Funk (Bad Kreuznach) und Hannes Aigner (Augsburger KV) sowie die Canadierfahrer Andrea Herzog (Leipzig) und Sideris Tasiadis (KS Augsburg). Auch C1-Weltmeisterin und K1-WM-Zweite Elena Lilik stellte mit ihrer vorzeitigen Qualifikation ihr Können in beiden Disziplinen erneut unter Beweis. Wie zu erwarten sicherte sich auch Canadierfahrer Franz Anton, WM-Dritter, vorzeitig seinen Platz im A-Team. Stark war zudem der souveräne Einzug des 23-jährigen Kanu-Schwaben Noah Hegge im Kajak-Einer.

Auffallend war die Dominanz der ständig auf dem Eiskanal Trainierenden. Für die Leipziger Top-Athleten im Canadier-Einer, Franz Anton und Andrea Herzog, war es aufgrund des wenigen Trainings in Augsburg schwierig, Sideris Tasiadis und Elena Lilik zu schlagen. „Wir hatten natürlich hier einen klaren Vorteil“, sagte der Kanu-Schwabe. Entsprechend enttäuscht erklärte Anton, „es war ein bisschen wenig Training, was wir hier hatten.“ Geplant war mehr, aber wegen zu wenig Wasser war es nicht möglich. „Das ist ganz schön nervig, wenn man mit jemanden konkurrieren muss, der den ganzen Winter hier war.“ Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Kajak-Einer Ricarda Funk zeigte sich nach den Rennen zufrieden, auch wenn sie nicht alle gewonnen hat, auch wenn in einigen Läufen „hier und da ein Haken drin war“, sagte die 30-Jährige. C1-Weltmeisterin Elena Lilik ist glücklich, dass die Rennen vorbei sind. „Jetzt bin ich kaputt. Ich kann nicht mehr.“ Und sie sei froh, dass ihre Arbeit über den Winter sich nun ausgezahlt habe.

Somit ging es am Sonntag nur noch um den jeweils dritten Platz in jeder Kategorie. Gewohnt spannend war der Kampf bei den Kajak-Herren, der am Ende noch richtig dramatisch wurde. Ein heißer Kandidat war von Beginn an der Hammer Stefan Hengst, der mit einem ersten und zweiten Platz am Freitag stark in die WM-Qualifikation gestartet war. Seinen Patzer vom Samstag konnte der 28-Jährige am Sonntag allerdings nicht ausbügeln – wegen eines verpassten Tores im Halbfinale waren eigentlich schon alle Messen gelesen. Er konnte nur noch – wie im vorigen Jahr – auf die Schützenhilfe hoffen. Für ihn war es eine Zitterpartie bis zum letzten Starter Hannes Aigner. Denn der Deutsche Meister Tim Maxeiner zauberte einen fantastischen fehlerfreien Lauf hinunter, stand mit einem Fuß schon im WM-Team. Doch Aigner setzte sich als dank einer grandiosen Linie mit 31 hundertstel Sekunden vor den Wiesbadener und machte damit den Weg für Hengst in das WM-Team frei. Die Enttäuschung für Maxeiner entsprechend groß. Der zuvor gesundheitlich Angeschlagene rechnete sich zuvor nicht viel aus, wollte eigentlich nur sein Abschiedsrennen bei der Qualifikation in Augsburg geben. So knapp nun den Start bei der Heim-WM zu verpassen, ist besonders bitter für den 36-Jährigen.

Bei den Canadier-Herren überzeugte der 26-jährige Zeitzer Timo Trummer nach seinem verkorksten ersten Lauf mit seinen Rennen. Aufgefallen ist jedoch auch der junge Benjamin Kies. Der 19-jährige Hallenser paddelte im ersten Lauf auf den zweiten Platz. Am Ende musste er seinem kräftezehrenden Doppelstart Tribut zollen.

Bei den Kajak-Damen gab es hinter den Etablierten Funk und Lilik ein Gerangel um den einen verbliebenen Platz, den sich am Ende etwas überraschend Jasmin Schornberg vom KR Hamm sicherte. Die 36-Jährige hatte ihre Karriere schon beendet und konnte aufgrund ihrer sehr guten Technik und Erfahrung auf dem Eiskanal punkten. C1-Olympia-Bronzemedaillengewinnerin Andrea Herzog hatte sich auch im Kajakboot versucht, überraschte im ersten Rennen mit Platz eins vor Funk und Lilik. Diese Leistung konnte die Leipzigerin in den verbliebenen drei Rennen nicht wiederholen, weshalb sie keine Chancen auf den Einzug in das K1-Team hatte.

Platz drei im Canadier-Team der Frauen war vor dem letzten Qualifikationstag fast nur noch Formsache. Die Leipzigerin Nele Bayn konnte sich mit zwei zweiten und einem vierten Rang bereits deutlich von der restlichen Konkurrenz absetzen. Damit untermauerte die 22-Jährige ihre deutliche Leistungssteigerung im Vergleich zum Vorjahr. So reichte Platz vier im letzten Finale für den Einzug in das WM-Team.

Das Fazit nach den Qualifikationsläufen fällt für Cheftrainer Klaus Pohlen durchwachsen aus. Die Favoriten haben ihre Leistung gezeigt. „Aber wir haben gehofft, dass einige deutlich mehr Druck auf die Etablierten machen können“, sagte er. „Es gibt ein paar, die sich gut präsentiert haben. Wie Nele Bayn, die sich gut auf Platz drei etabliert hat. Auch im Kajak der Männer. Stefan Hengst ist so ein bisschen eine Wundertüte. Er ist immer in der Lage einen rauszuhauen. Wer sich im Kajak-Herren-Bereich durchsetzt, der ist dann auch gut international dabei.“

Dennoch ist der Start bei der Heim-WM in Augsburg Ende Juli noch nicht für alle gesichert, erklärte Pohlen. „Das Grundteam steht. Einige müssen noch ihren Leistungsnachweis erbringen.“ Möglichkeiten dafür gibt es noch bei den kommenden Europameisterschaften oder den drei Weltcups. Das betrifft Schornberg und Bayn. Sie müssen sich international unter die besten 16 platzieren. Die offizielle Nominierung für die Europameisterschaften und das Weltcup-Team gibt der Trainerrat nächste Woche bekannt. Quelle DKV /Text und Fotos: Uta Büttner/Mediamanagerin

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