Kanuslalom WM 2022 in Augsburg

03.07.2022 13:47
von Marianne Stenglein
Interview mit Dr. Jürgen Lindolf
Dr. Jürgen Lindolf

Interview mit Dr. Jürgen Lindolf im Hinblick auf die Kanuslalom WM 2022 in Augsburg

Die Kanuslalom Weltmeisterschaft 2022 findet vom 26. - 31.07.2022 auf dem berühmten Olympia Areal am Eiskanal in Augsburg statt. Wir konnten schon diverse Verantwortliche in ihren Aufgabengebieten interviewen und freuen uns, auch Dr. Jürgen Lindolf erreicht zu haben.

Seit einigen Jahren bringt sich Jürgen bei allen anstehenden Wettkämpfen (so z.B. diverse Kanuslalom Weltcups, Deutsche Meisterschaften, nationale WM Qualifikationen usw.) im sensiblen Bereich der Wettkampfauswertung sowie mit der Zeitmessung ein.

MS: Die anstehende Kanuslalom Weltmeisterschaft ist in diesem Jahr bereits die dritte Veranstaltung und naturgemäß auch welche am meisten herausfordert. Was ist Dein Aufgabenfeld?

Jürgen: Das Aufgabenfeld für mein Team und mich umfasst alles, was mit der Zeitmessung, der Erfassung, Übermittlung und datentechnische Erfassung der Fehler zu tun hat. Dies fängt im Vorfeld mit dem Verlegen bzw. Anschließen von Kabeln der Lichtschranken, Handtaster, Zeitmessgeräte und Headsets für die Kampfrichter und geht dann während des Wettkampfs mit der eigentlichen Zeitnahme für Start-, Zwischen- und Ziel-Zeiten sowie mit der Erfassung dieser Zeiten und Eingabe der Fehler in der Auswerte-Software von der Firma Siwidata weiter.
Bei der Qualifikation zur WM hatten wir zudem noch das ganze Setup des Wettkampfes in dieser Software gemacht. Bei dem kürzlich stattgefundenen Weltranglistenrennen und bei der kommenden WM war/ist Siwidata fest gebucht und übernimmt einen Großteil der Tätigkeiten, so dass wir mit deutlich weniger Stress hier nur eine zuarbeitende Rolle hatten/haben.

MS: Berichte uns doch über Deine Erfahrungen in der Wettkampfauswertung der letzten Veranstaltungen, was war besonders arbeitsintensiv?

Jürgen: Bei der WM-Qualifikation war alles neu für uns und auch für die ganze Kanu-Strecke: zum einen musste sich ein neues Team an die Software von Siwidata gewöhnen. Hier hat uns der langjährige Zeitmesschef, Manfred (Prof. Dr. Anzinger) extrem unterstützt. Auch die neue Kabelführung und erst spät gelieferte Zeitmesshardware war eine Herausforderung, welche wir aber in einem Kernteam (Klaus Lettenbauer, Günter Stanzel, Tom Roida, Michael Steinherr, Stephan Kunz sowie immer dabei Overall-Chef Fabian Dörfler und unterstützt vom Hausmeister der Anlage Herrn Richter) mit viel Einsatz überwunden haben, um dann zum Glück einen Tag vor dem Qualifikationswettkampf startklar zu sein. Wir haben final auch dann die Qualifikationsläufe mit den Vorläufern am Donnerstag als Test und mit nur ein paar - auch normalerweise auftretenden - Stressmomenten sehr gut hinbekommen.

Das Weltranglistenrennen und die Zusammenarbeit mit Siwidata liefen gut und sehr entspannt. Nur ist das Team „Zeitnahme und Auswertung“ natürlich immer mit als erstes am Tag vor Ort und geht meist auch nicht zu früh.

Für die WM denke ich, dass nun alles „wie gewohnt“ gut über die Bühne geht.

MS: Wie kann sich ein Außenstehender die Einteilung eines Großevents in die einzelnen Bereiche vorstellen?

Jürgen: Zunächst ist man persönlich zur falschen Zeit im falschen Meeting – und wird Ressortleiter. Dann bekommt man als Ressortleiter von diversen Leuten über sich eine Namensliste von Personen, welche schon einmal mitgeholfen haben oder vielleicht auch schon einmal angesprochen wurden. Hier wurde natürlich von u.a. Hans Koppold und Fabian schon fleißig vorgearbeitet. Dann muss man sich natürlich überlegen, wo welcher Einsatz gefordert ist und fängt an mit den Leuten im Rahmen von Meetings, Email, Telefon, … in Kontakt zu treten, Termine abzusprechen und beginnt mit einigen schon vorbereitend an dem Projekt zu arbeiten.

MS: Wieviele Mitarbeiter:innen zählen zu Deinem Team und wie erfüllst Du die Anforderungen des ICF in Deinem Bereich?

Jürgen: An der Qualifikation waren wir 23, beim Weltranglistenrennen 14 und bei der WM wahrscheinlich ähnlich, wobei die Grenzen hier zu anderen Ressorts verschwimmen und z.B. zwei von uns beim Ranglistenrennen als so genannte „Switcher“ zur Zusammenschaltung der Kameras zu einem fortlaufenden Videostream ausgeholfen haben.
Bzgl. Vorgaben des ICF sind wir in meinem Bereich natürlich etwas in der Deckung, da ja bei der WM die international tätige Fa. Siwidata das professionell abwickelt und wir lediglich zuarbeiten. Lediglich die „Scribes“ als quasi 2. Wettkampfrichter sollten natürlich internationale Erfahrung als Kampfrichter haben. Hier werden wir uns an die Einschätzung der DKV-Verantwortlichen anpassen.

MS: Läuft alles nach Plan und was bedeutet die WM für die beiden Ausrichter Vereine AKV und Kanu Schwaben sowie der Stadt Augsburg?

Jürgen: Es läuft nie alles nach Plan – aber wir sind ja flexibel

Scherz beiseite: ich denke, dass nach dem Ranglistenrennen als großen Testlauf für die WM auch alles glatt laufen wird.

Für unsere Vereine und auch die Kanuslalom-Hochburg Augsburg ist die WM natürlich ein sehr wichtiger Event. Unsere Vereine spielen im Kanuslalom weltweit ganz groß in der obersten Liga mit und um diesen Status zu erhalten bedarf es natürlich immer eines sehr großen Einsatzes – personell wie auch finanziell. Da Kanuslalom keine Sportart ist, in welche allzu üppig Sponsorengelder fließen, können sich die Vereine den Leistungssport nur durch die Veranstaltung solcher Großveranstaltungen leisten. Dies wird natürlich nur durch den ehrenamtlichen Einsatz der anderen Mitglieder gestemmt und der Sieg der Top-Sportler letztendlich durch viele Hände gewonnen.

Zudem erhoffen wir uns natürlich auch, dass die Bevölkerung und die Medien durch solche Veranstaltungen auf den sehr interessanten Kanuslalom-Wettkampfsport aufmerksam wird und dass man vielleicht mal auch einen etwas längeren Bericht zu den einen oder anderen Weltmeister- und Olympia-Titel in den öffentlich rechtlichen Medien sieht. Vielleicht ja mal live eine Übertragung der sehr spannenden Finalläufe!

MS: Wie kamst Du zu Deinem Ehrenamt, was ja wirklich nicht einfach ist und engagierst Du Dich sonst noch extra im Kanusport?

Jürgen: Angefangen hat alles damit, dass mein Sohn Julian bei Kanu Schwaben Augsburg eingetreten ist. Dann brauchte man natürlich Bootsträger und Wettkampfrichter, … Aber man fiebert halt immer mit und erlebt Schönes (nächste Woche ist Julian auf der U23-WM in Ivrea) und ist natürlich gerne bereit auch etwas zurückzugeben.

Meist bin ich auch noch als Wettkampfrichter bei diversen Wettkämpfen dabei – dieses Jahr fehlte mir bisher die Zeit dazu.

MS: im Jahr 2023 und 2024 richten die Kanu Schwaben erneut einen ICF Kanuslalom Weltcup in Augsburg aus, freust Du Dich schon darauf und bist Du erneut für die Wettkampfauswertung verantwortlich?

Jürgen: Momentan bin ich natürlich voll und ganz mit den Gedanken bei der WM 22. An das Jahr 23 und 24 habe ich ehrlich gesagt noch nicht gedacht, aber ich denke mit dem unserem gemischten Team vom AKV und KSA wird das wieder richtig Spaß machen (egal ob federführend oder nicht).

MS: Lieber Jürgen, wir danken Dir und wünschen Dir eine gute Zeit und natürlich viel Erfolg für uns Team bei der anstehenden WM.

Marianne Stenglein, Referentin für Presse, Kanu Schwaben Augsburg 02.07.2022, Fotos von Marianne Stenglein

 

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