Quali im Kanuslalom: Spannung bis zum letzten Rennen

09.05.2022 01:35
von Marianne Stenglein
Quali im Kanuslalom: Spannung bis zum letzten Rennen
Von links Noah Hegge, Sideris Tasiadis, Hannes Aigner, Ricarda Funk und Elena Lilik

Alle dritten Plätze im Nationalkader waren heiß umkämpft!

Ganz entspannt konnten die Top-Favoriten in den letzten der vier Wettkämpfe der DKV-Qualifikation zum Nationalkader im Kanuslalom gehen. Zwei der jeweils drei Plätze in jeder Disziplin – Kajak Einer Damen und Herren, Canadier Einer Damen und Herren – waren bereits nach den ersten drei Rennen klar. Doch bei den dritten Plätzen fielen die (Vor)-Entscheidungen erst am Sonntagnachmittag. Das letzte Wort bei allen Nominierungen für den Nationalkader, vor allem bei knappen Punkteverhältnissen, hat allerdings der DKV-Trainerrat am Montag.

Hannes Aigner (Augsburger Kajak Verein) rückte mit einem Sieg am Sonntag von Rang 2 auf 1 vor. Den Platz im Nationalkader sieht der Olympia-Dritte von London (2012) und Tokyo (2021) als einen ersten Schritt auf seinem Weg zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Zunächst hat der 33-Jährige aber die Deutsche Meisterschaft im Boater Cross / Kanuslalom Extreme im Blick, die am kommenden Samstag, 14. Mai, auf dem Eiskanal ausgetragen wird.

Am Sonntagnachmittag saß Noah Hegge (Kanu Schwaben Augsburg) gar nicht mehr im Boot. Sein Ausscheiden am Vormittag im vierten Halbfinale – nach einem Fahrfehler verpasste er Tor 22 und kassierte 50 Strafsekunden – konnte der 23-jährige Sportsoldat verschmerzen, nach einem 4., einem 1. und einem 2. Platz reichte es am Ende für Rang 2. „Ein verpasstes Finale ist zwar immer schade und in Augsburg hätte es besonders viel Spaß gemacht, mit Freunden und Familie dabei. Aber grundsätzlich bin ich mit dem Wochenende sehr zufrieden“, so sein Fazit.

Sichtlich enttäuscht reagierte Tim Maxeiner (WKV Wiesbaden) auf sein Abschneiden. Mit einer halben Sekunde mehr schaffte er am Sonntag nur Rang zwei und konnte so Stefan Hengst (KR Hamm) nicht mehr in der Punktewertung von Rang 3 verdrängen. Der 36-Jährige hatte im Vorfeld bereits sein Ausscheiden aus dem internationalen Kajaksport angekündigt. Aber nach sehr guten Resultaten in den Wettkämpfen zwei und drei war wohl nochmals sein Ehrgeiz geweckt.

Bei den Damen im K1 dominierte Ricarda Funk (KSV Bad Kreuznach) mit zwei ersten und zwei zweiten Plätzen. In ihrer Bilanz zeigte sich die 30-Jährige Sportsoldatin als Spitzen-Kanutin, die unermüdlich an sich arbeitet. So richtig zufrieden sei sie nur mit ihrem zweiten Finale am Freitag. „Ich muss auf jeden Fall noch ein bisschen an der Linie arbeiten und noch mehr ins Renn-Feeling reinkommen“, stellte sie am Sonntagabend fest. Elena Lilik (Kanu Schwaben Augsburg) schloss im K1 das Wochenende – nach einem 3. und zwei 2. Plätzen – mit einem Sieg ab. Weil die 23-jährige Sportsoldatin auch im C1 (sehr erfolgreich) startete, sei das Wochenende „anstrengend“ gewesen, „aber auch relativ entspannt für mich – ich war ja eigentlich schon am Tag 2 durch“. In der Punktewertung für die K1 Damen lag schließlich Jasmin Schornberg (KR Hamm) knapp vor Selina Jones (Kanu Schwaben Augsburg). Hier könnte allerdings der Trainerrat am Montag noch weitere Leistungsnachweise in die Bewertung einfließen lassen.

Auch im C1 schloss Elena Lilik das Rennwochenende mit einem Sieg ab und verwies ihre Dauerkonkurrentin Andrea Herzog (Leipziger Kanu Club) in der Gesamtwertung auf Platz 2. Deren Vereinkameradin Nele Bayn sicherte sich in der Gesamtwertung Platz drei.

Bei den Herren im C1 setzte Sideris Tasiadis (Kanu Schwaben Augsburg) am Sonntagabend mit einem dritten Sieg und knapp sieben Sekunden Abstand auf den Zweitplatzierten ein klares Ausrufezeichen. „Ich wolle schon nochmal eins drauflegen“, stellte er anschließend fest „und bin ein hohes Risiko eingegangen – das war aber schon so geplant für den Wettkampf“. Mit der Heim-WM 2022 geht für Sideris, der bei der letzten WM in Augsburg im Sommer 2003 als 13-Jähriger mitgeholfen hatte, „ein Kindheitstraum“ in Erfüllung. Allerdings ist ihm auch bewusst: „Die WM kommt schneller, als man denkt.“ Heuer schon Ende Juli, in der Vergangenheit stand sie meist im Herbst an. Da müsse man die Trainingssteuerung gezielt anpassen, stellte er fest. Darüber werden sich alle Sportlerinnen und Sportler und ihre Betreuer im Kanuslalom Nationalkader jetzt Gedanken machen.

Text: Hermann Schmid / Fotos: Marianne Stenglein / Michael Neumann

Alle Ergebnisse unter dem Link: https://www.kanu-schwaben-augsburg.de/dkv-qualifikation-kanuslalom-2022.html

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