Wildwasser-Sprint-WM in La Seu d'Urgell

29.09.2019 07:16
von Marianne Stenglein

Parallel zur derzeitigen WM im Kanuslalom fand auch die Wildwasser Sprint Weltmeisterschaft in La Seu d’Urgell statt. ICF Official Manuela Gawehn konnten wir hierzu in La Seu d’Urgell interviewen.
Ergebnisse der WW-Sprint-WM folgen in Kürze...

MS (Marianne Stenglein):
Manuela, Du bist seit wieviel Jahren aktiv im ICF International Canoe Federation und wiederholt bei Weltmeisterschaften im Einsatz. Kannst Du uns einen kurzen Überblick über Deine Funktion im ICF und bei der Weltmeisterschaft in La Seu Urgell / Spanien geben?

MG (Manuela Gawehn):
Als Mitglied des ICF Wildwasser Kommittees war ich ursprünglich als Hauptschiedsrichterin bei der Weltmeisterschaft eingesetzt. Da der Chairman des Kommittees kurzfristig verhindert war, wurde ich gebeten seine Position als Chief Official zu vertreten. Das hieß dann auch sämtliche Meetings vorzubereiten und zu leiten.

MS: Wann bist Du nach La Seu angereist und welche Vorarbeiten waren vor der WM zu leisten?

MG: Ich bin dann die Woche vor der WM Samstags angereist und dann direkt mitten in die Organisation und Koordination der Wettkämpfe eingestiegen. Die Kombination der Wildwasser WM mit der Slalom WM stellt uns gerade in organisatorischen und logistischen Fragen vor eine große Herausforderung, alles muss gut abgestimmt werden, damit auch jeder genau weiß, wann wer wie wo eingesetzt ist und welche Aufgaben zu bewältigen sind, damit besonders für die Sportler ein optimales Umfeld geschaffen wird. Hinzu kam dann noch die Vorbereitung der Kampfrichter, einer Kampfrichterprüfung, der Mannschaftsführersitzung und im Besonderen die Leitung unseres Wildwasserkomitees mit samt Vorbereitung eines Nationen Meetings in dem wir zusammen mit den Nationen unsere Visionen für die Zukunft unserer Disziplin diskutiert haben.

MS: Gefällt Dir die Kombination Kanuslalom und Wildwasser Sprint in Kombination, welche es seit einigen Jahren gibt und was würdest Du verändern?

MG: Die Kombination mit Slalom hat sehr viele positive Aspekte für beide Disziplinen. Zum einen wird natürlich den Zuschauern den gesamten Tag an der Strecke etwas geboten. Zum anderen nutzen aber auch gerade die kleineren Nationen die Möglichkeit an beiden Disziplinen teilzunehmen und so Kosten für eine weitere Anreise zu einer Meisterschaft zu sparen. Die Athleten selber bekommen einen Blick über den Tellerrand und lernen voneinander. Sicherlich kann man am Zeitplan immer noch etwas optimieren.

MS: Wie häufig bist Du wegen Wildwasser Sprint und Classic Veranstaltungen unterwegs im Inland und Ausland?

MG: Im Prinzip reise ich das gesamte Jahr von Wettkampf zu Wettkampf um die Organisatoren vor Ort zu unterstützen, aber nicht nur im Wildwasserrennsport, sondern auch zu anderen Kanuveranstaltungen. Selber veranstalte ich auch mehrere kleinere Wettkämpfe im Jahr und natürlich kommen auch noch einige Wochenenden dazu für die Meetings in meinen Funktionen als ICF WW Komitee Mitglied, sowie als Board Mitglied des Europäischen Kanu Verbandes und als DKV Ressortleiterin für den Bereich Trendsport. Ich bin also nur wenige Wochenenden überhaupt zu Hause um mich dann auch mal um Haus und Garten kümmern zu können ;)

MS: Wie verhält sich Deine Familie zu Deinem Engagement?

MG: Da ich meinen Mann im Sport kennengelernt habe, hat er auch vollstes Verständnis für mein Engagement. Wenn es sich zeitlich einrichten lässt wird die gesamte Familie mit integriert und hilft bei den diversen Veranstaltungen. Natürlich wird auch schon mal etwas gemeckert wenn ich zu lange unterwegs bin und der Kühlschrank sich nicht von alleine füllt.

MS: Du bist schon seit über einem Jahrzehnt mit bei der Ausrichtung der Wildwassersprints / WM und Eurocups, Weltcups in Augsburg auf der Olympiastrecke am Eiskanal federführend als Wettkampfleiterin dabei. Wie kommt bei den internationalen Wildwasserkanuten die Strecke dort an und was unterscheidet sie von La Seu d’Urgell?

MG: Gerade in dieser WM Woche wurde ich schon von vielen Sportlern und Trainern gefragt wann denn die nächsten Rennen auf dem Eiskanal stattfinden. Alle mögen den Eiskanal, es ist eine anspruchsvoll Wildwasserstrecke auf der die Sportler eine große Geschwindigkeit erreichen können ohne ihre Boote zu zerstören. Nicht umsonst wird der Eiskanal auch gerne als Formel 1 Strecke der Wildwasserkanuten bezeichnet. Die Strecke auf dem Olympiakanal in La Seu d’Urgell ist für die Wildwasserrennsportler Neuland, der Wasserdruck ist etwas geringer aber es ist nicht leicht hier die optimale Linie zu halten. Die Sportler mögen die Strecke und besonders auch die Atmosphäre drum herum. Kurze Wege, mitten in der Stadt und immer sehr freundliche Spanische Gastgeber.

MS: Was wären Deine Vorschläge um den Wildwassersprint bekannter zu machen?

MG: Der Wildwassersprint an sich ist durch seine Dynamik und Schnelligkeit eine durchaus medienattraktive Sportart, dennoch glaube ich dass wir vielleicht am Wettkampfformat für die Zukunft arbeiten müssen. Ideen wären hierbei zum Beispiel Staffelwettkämpfe auf der Sprintstrecke ähnlich wie im Bobsport. Auch sollten wir mehr versuchen größere Veranstaltungen mit vielen Disziplinen zu kombinieren. So könnte man auch in Augsburg ein Wochenende mit Freestyle, Slalom, Rafting, Boatercross und Wildwassersprint kombinieren. Das wiederum zieht nicht nur Zuschauer sondern auch die Medien an.

MS: Wir bedanken uns für Dein Interview!

Marianne Stenglein / Referentin für Presse/ICF NL

Zurück

German English